Wie Eventlocations im Ruhrgebiet durch Corona leide

Wie Eventlocations im Ruhrgebiet durch Corona leide

Der Strukturwandel traf das Ruhrgebiet besonders hart. Der einstige Garant für Wirtschaftswachstum und Export, Standort für viele traditionsreiche Großunternehmen und mittelständische Unternehmen, fußend auf Kohle- und Stahlproduktion, war schwer angeschlagen. Etliche Zechen mussten schließen, Produktionen vieler Sparten wurden ins Ausland verlegt. Quer denkende Köpfe kamen auf die Idee, an vielen Standorten Industriebrachen für Kunst und

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Der Strukturwandel traf das Ruhrgebiet besonders hart. Der einstige Garant für Wirtschaftswachstum und Export, Standort für viele traditionsreiche Großunternehmen und mittelständische Unternehmen, fußend auf Kohle- und Stahlproduktion, war schwer angeschlagen. Etliche Zechen mussten schließen, Produktionen vieler Sparten wurden ins Ausland verlegt. Quer denkende Köpfe kamen auf die Idee, an vielen Standorten Industriebrachen für Kunst und Kultur, für Firmenevents und private Feiern zu erschließen. Nun liegt mit der Corona-Pandemie schon im zweiten Jahr eine ganze Branche brach, von kurzen Strohfeuern einer Öffnung einmal abgesehen. Gesellschaftliche Zusammenkünfte auf Festivals und bei Firmen- und privaten Events, Konzerte, Vernissagen, Filmfestspiele, Sportveranstaltungen, Messen, Kongresse, Tagungen, Gala-Events finden nicht mehr statt. Welche Folgen hat die Situation für die Eventlocations im Ruhrgebiet? Ein Überblick.

Zeche Ewald / MotorWorld

Bis 2000 wurde über 123 Jahre auf der Zeche Ewald in Herten Steinkohle gefördert. Die Zeche führte sogar den tiefsten Bergbauschacht des Ruhrgebiets. Auf dem Gebiet der Zeche sind heute das Besucherzentrum Halde Hohewald mit einem Ausstellungsgelände, der RevuePalast Ruhr und ein attraktiver Gewerbestandort zu finden. Das Gelände MotorWorld ist eine attraktive Eventlocation Ruhrgebiet für 1000 Gäste. Aus Facebook-Einträgen wird klar, dass sich die Eventlocation schon umgestellt hat: In der Nacht vom 22. auf den 23. Juni 2020 machte die Event-Location wie andere der Branche mit einer Aktion bundesweit darauf aufmerksam, wie ernst es um die Branche steht: Bundesweit wurden beteiligte Event-Locations rot angestrahlt. Auf eine kurze Zeit der Öffnung im Sommer folgte die Nachricht, dass die Location für Car-Shootings gemietet werden kann. Erst Anfang April 2021 folgte die Nachricht, dass ein Darsteller auf seinem eigenen Smartphone einen Kurzfilm über die Zeche Ewald gedreht hat. Zwischen den Monaten gab es keine wirklich eigenen Aktivitäten, von einem Gewinnspiel und den Wüschen zum Jahreswechsel einmal abgesehen. Diese Lage ist wirklich sehr dramatisch!

Ruhrturm

Der Ruhrturm ist eine Eventlocation Ruhrgebiet in Essen mit integriertem Hotel, Gastronomie und Räumen für Business, Tagungen und Konferenzen für bis zu 600 Teilnehmer. Ursprünglich war der Ruhrturm die Firmenzentrale der Ruhrgas AG. Auch das Team des Ruhrturms musste kreativ werden: Eine Meldung vom 23.03.2021 auf Facebook schildert die Eröffnung einer Video-Konferenz von Ministerin Schnarrenbach. Am 25.03. war die Ruhrbahn GmbH zu Gast und stellte auf dem Außengelände einen Bus für den ÖPNV vor, der mit Wasserstoff angetrieben wird. Die Gastronomie im Ruhrturm hat weiterhin geöffnet.

Indoor Skydiving Bottrop

Die Eventlocation Ruhrgebiet hat seit November 2020 geschlossen. Hier können Sie sich einen Adrenalinkick im Windkanal holen. Alle gekauften Tickets und Gutscheine behalten ihre Gültigkeit. Über Facebook teilte das Team mit, dass in einem aktuellen Projekt ein DJ im Windkanal aufgenommen hat.

The ADDRESS Exclusive Events Mülheim an der Ruhr

Ehemals eine Halle für Maschinenproduktionen, ist die Örtlichkeit heute eine denkmalgeschützte multifunktionale Location für private und geschäftliche Events bis zu 1.600 Gästen. Vorher gehörte die Eventlocation Ruhrgebiet zum Steinkohle Bergwerk Vereinige Rosen- und Blumendelle. Die Location hat seit Februar 2020 keine Aktivitäten mehr auf Facebook.

Fazit

Wie der kleine Überblick zeigt, ist die Lage sehr ernst. Einige Locations können ihre integrierte Gastronomie für Gäste öffnen. Sie werden aber nur einen Bruchteil ihrer üblichen Einnahmen haben, da Caterings und Events komplett ausfallen.

Einige Locations können teilweise in den Videobetrieb wechseln. Veranstaltungen werden per Video-Konferenz übertragen. Oder die Location wird für Videoaufnahmen an Industrie und Künstler vermietet, die von dem Ambiente der Location profitieren.

Wieder andere Locations, die keine Alternativen anzubieten haben, haben seit Monaten – bis auf Weiteres! – geschlossen. Hoffen wir, dass die Corona-Soforthilfe wenigstes etwas mehr ist als der Tropfen auf den heißen Stein. Hoffen wir, dass die Vielfalt der Veranstaltungen die Corona-Pandemie überlebt.

Die aktuelle Lage

Am 29. April entscheiden Vertreter von Bund und Ländern angesichts der aktuellen Entwicklung zur Lage der Pandemie, ob Kulturstätten – und damit Eventlocations – wieder geöffnet werden oder nicht. In Abhängigkeit zur Entwicklung des Pandemiegeschehens im betreffenden Bundesland treffen die Länder ihre eigenen Entscheidungen. Nach dem 5-schrittigen Öffnungsplan der Bundesregierung, der Anfang März veröffentlicht wurde, sind vorsichtige Öffnungen für Veranstaltungen, Außengastronomie, Kunst und Kultur erst ab den Öffnungsschritten 4 und 5 möglich. Diese Konzepte sind von dem, was wir als normalen Betrieb vor der Pandemie kannten, noch weit entfernt. Zwischenschritte zwischen Öffnungsschritt 5 und einem normalen Betrieb sind noch nicht ausformuliert worden. Voraussetzung für Öffnungsschritt 4 ist: Die 7-Tages-Inzidenz hat sich nach dem dritten Öffnungsschritt in dem Bundesland über 14 Tage nicht verschlechtert und liegt stabil unter 100 bzw. unter 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner. Der Beschluss verlangt von den Teilnehmern einen tagesaktuellen negativen Schnell- oder Selbsttest bei einer Inzidenz zwischen 50 und 100. Der Öffnungsschritt 5 greift erst, wenn sich die Bedingungen für Schritt 4 über vierzehn Tage lang nicht verschlechtert haben und die Bedingungen einer stabilen 7-Tages-Inzidenz unter 50 bzw. unter 35 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner gegeben sind.

Um diese theoretischen Bedingungen drei Wochen vor dem 29. April zu erfüllen, müsste sich das Land Nordrhein-Westfalen mit Stand 09. April 2021 bereits zumindest erfolgreich in Öffnungsschritt 3 befinden. Per 09. April 2021 haben wir noch nicht einmal die Öffnungsstufe 1 aus Anfang März wieder erreicht: Die Beschulung erfolgt auch nach den Osterferien größtenteils per Wechselmodell. Mit Ausnahme von Supermärkten, Apotheken, Tierhandlungen, Frisören, Tankstellen, Post und Banken haben sämtliche Geschäfte und Dienstleistungen wie Beratungsstellen und Geschäftsstellen von Versicherungen geschlossen. Die Geschäfte bieten an, dass Käufe geliefert oder an der Tür oder der Warenausgabe abgeholt werden.

Niemand vermag vorherzusehen, wie die Entwicklung weiter geht. Wann kommt es zu der Neubewertung, dass die Pandemie-Lage beherrscht wird und beherrschbar bleibt? Wann ist es soweit, dass ein Drittel, die Hälfte, zwei Drittel der Bundesbürger geimpft sind und mit den aktuellen Schutzmaßnahmen das Virus zurückgedrängt wird? Aller Voraussicht nach wird es Herbst werden? Was würde die bevorstehende Herbst- und Wintersaison 2021/22 mit dem Virusgeschehen machen? Was angesichts dieses Szenario aus den Eventlocations, aus der Hotelbranche, aus der Gastronomie, den Veranstaltungsagenturen, den Veranstaltungstechnikern und den Künstlern werden soll, wissen nur die Götter.

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