Wie der Fachkräftemangel in Deutschland die Rentendebatte verstärkt

Wie der Fachkräftemangel in Deutschland die Rentendebatte verstärkt

Der virulente Fachkräftemangel am deutschen Arbeitsmarkt ist für viele Betriebe ein ernstes Problem. Laut neuesten Erhebungen ist jeder vierte Beschäftigte hierzulande über 55 Jahre alt. Diese schätzungsweise 7,3 Millionen Menschen werden im Laufe der nächsten zehn Jahre aus dem Arbeitsmarkt ausscheiden. Die Generation der sogenannten Babyboomer (gemeint sind die besonders geburtenstarken Jahrgänge von 1955 bis

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Der virulente Fachkräftemangel am deutschen Arbeitsmarkt ist für viele Betriebe ein ernstes Problem. Laut neuesten Erhebungen ist jeder vierte Beschäftigte hierzulande über 55 Jahre alt. Diese schätzungsweise 7,3 Millionen Menschen werden im Laufe der nächsten zehn Jahre aus dem Arbeitsmarkt ausscheiden. Die Generation der sogenannten Babyboomer (gemeint sind die besonders geburtenstarken Jahrgänge von 1955 bis 1969) war über mehrere Dekaden mit für den wirtschaftlichen Aufstieg Deutschlands nach Ende des 2. Weltkriegs verantwortlich. Ihr allmähliches Ausscheiden aus dem Berufsleben stellt viele Betriebe vor teils existenzielle Probleme.

Demografischer Wandel als Ursache

Schon seit Jahren ist der durch den demografischen Wandel bedingte Fachkräftemangel in Deutschland bekannt, doch wirksame politische Entscheidungen zur Behebung des Missstandes lassen bisher auf sich warten. Im folgenden Artikel wollen wir beleuchten, was genau unter dem Begriff demografischer Wandel gemeint ist, welche Branchen besonders betroffen sind, wie mögliche Lösungswege aussehen könnten und wie diese mit der Rente zusammenhängen.

Unterstützung bei der Personalsuche

Übrigens: Fall Sie auf der Suche nach qualifizierten Arbeitskräften sind, kann Ihnen eine Headhunter Agentur weiterhelfen. Insbesondere dann, wenn eine Stellenanzeige schon seit geraumer Zeit offen ist, ohne, dass sich geeignete Bewerber gefunden haben, ist die Inanspruchnahme externer Hilfe sinnvoll. Headhunter Agenturen verfügen über große Datenbanken, ein umfassendes Netzwerk an Kontakten und ein hohes Maß an Expertise bei der Suche nach geeigneten Fachkräften. Darüber hinaus können solche Agenturen bei der Suche neben der fachlichen Eignung auch andere individuelle Wünsche ihres Auftraggebers (wie beispielsweise gute Soft Skills) mit berücksichtigen, um bereits eine Vorselektion zu treffen.

Was bedeutet demografischer Wandel?

Unter dem Begriff demografischer Wandel wird die Entwicklung der Bevölkerungszusammensetzung hinsichtlich der Altersstruktur und unter Berücksichtigung von Zu- und Abwanderung, Geburtenzahlen und Sterberaten beschrieben. Häufig wird die Demografie in einem Diagramm dargestellt, bei dem, aufgeteilt nach den beiden Geschlechtern, auf der x-Achse die Personenanzahl in 1.000 und auf der y-Achse das Alter in Jahren angegeben wird und die Punkte anschließend miteinander verbunden werden. Diese Altersstrukturdarstellung wird auch Bevölkerungspyramide genannt.

Während die Grafik in jungen Gesellschaften tatsächlich pyramidenförmig ist, gleicht die deutsche Altersgruppenübersicht eher einem Tannenbaum, was bedeutet, dass wenigen jungen Leuten (bis zu einem Alter von 20 Jahren) eine große Mehrheit in der Altersgruppe über 50 gegenübersteht. Diese Entwicklung wird auch in anderen Erhebungen des Statistischen Bundesamtes deutlich.

Zu wenig junge Fachkräfte

Seit Jahren weisen die Daten für Deutschland einen Sterbeüberschuss aus, was bedeutet, dass mehr Leute versterben als neu geboren werden. Seit 1972 ist der Saldo bereits negativ, allerdings ist seit der Jahrtausendwende eine Beschleunigung der Entwicklung festzustellen. Im Jahr 2020 betrug der Sterbeüberschuss 212.428 Menschen. Die Geburtenrate pro 1.000 Einwohner lag hierzulande 2020 mit 9,4 zwar etwas über dem EU-Schnitt von 9,0. Dennoch wird, sofern sich die bestehenden Tendenzen weiter fortsetzen werden, im Jahr 2060 jeder Dritte älter als 65 Jahre sein. Eine der spürbarsten Folgen des demografischen Wandels wird das Fehlen von Erwerbstätigen sein, was sich in einigen Branchen bereits heute deutlich bemerkbar macht.

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Welche Branchen sind besonders betroffen?

Gesundheit und Pflege

Gesundheits- und Pflegeberufe umfassen alle Berufszweige, deren körperliche und geistige Tätigkeit der Genesung von Kranken zugutekommt. Besonders bekannt sind die Berufe Gesundheits- und Krankenpfleger/-in sowie Altenpfleger/in. Ferner werden beispielsweise auch Rettungsassistenten/innen, Ärzte, Orthopäd/-innen und Medizintechniker/-innen zu dieser Berufskategorie hinzugezählt. Das Gesundheitswesen ist die Branche, bei der der Fachkräftemangel in Deutschland besonders deutlich wird.

Unzureichende Bezahlung und körperliche Belastung

Insbesondere zwei Faktoren sorgen für einen Personalnotstand. Zum einen steigt mit zunehmendem Durchschnittsalter der Bevölkerung auch die Anzahl an kranken und pflegebedürftigen Menschen an, zum anderen sind die Berufe des Krankenpflegers sowie des Altenpflegers für viele junge Leute aus den unterschiedlichsten Gründen unattraktiv. Neben dem hohen Level an geistiger und körperlicher Beanspruchung sowie dem hohen Maß an Verantwortung zählt hierzu auch die aus Sicht vieler Experten unzureichende Vergütung. Somit trifft ein steigender Bedarf auf ein immer geringer ausfallendes Angebot an Arbeitskräften.

Fachkräftemängel steigt weiter an

Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC geht in einer eigenen Studie von fast 1 Million fehlenden Fachkräften im Jahre 2030 aus. Sofern die politischen Entscheidungsträger hier nicht zeitnah entgegensteuern, sieht PwC noch längere Wartezeiten in Arztpraxen, fehlende Kapazitäten für Operationen und eine weitere Verschärfung des gesamtwirtschaftlichen Arbeitskräftemangels durch einen höheren allgemeinen Krankenstand als wahrscheinliche Konsequenzen.

Handwerk

Handwerksberufe sind definiert als Tätigkeiten, bei denen Bauwerke, Lebensmittel, Konsumgüter oder auch personenbezogene Arbeiten mit handlicher Arbeit erstellt bzw. durchgeführt werden. Handwerksberufe erfordern stets ein Mindestmaß an körperlicher Anstrengung. Beispielberufe sind etwa die Tätigkeiten Bäcker/-in, Gerüstbauer/-in, Fliesenleger/-in oder Elektroniker/-in. Auch Berufe in den Bereichen der Textilschneiderei oder der Schönheitsbranche (Friseur/-in oder Kosmetiker/-in) werden dem Segment Handwerk hinzugerechnet.

Branchenvertreter klagen schon seit langem über den akuten Fachkräftemangel. Zurzeit wird die Zahl der Fehlstellen auf etwa 65.000 geschätzt. Während 2005 noch 163.000 Menschen eine Ausbildung im Handwerk angestrebt haben, liegt die Zahl heutzutage nur noch bei ca. 130.000 Menschen. Gleichzeitig steigt aber die Zahl der Studienanfänger rasant an. Viele der heutigen Studienanfänger hätten sich früher für eine duale Ausbildung entschieden, so Vertreter von Handwerksverbänden. Sie beklagen eine übermäßige Akademisierung der Gesellschaft, die sich in einer zunehmenden Geringschätzung von Handwerkstätigkeiten widerspiegelt.

Fachkräfte fehlen in vielen Berufen

Dabei werden insbesondere in Baugewerken dringend Monteure, Sanitärtechniker und Elektroinstallateure benötigt, um die gesamtgesellschaftlich angestrebte Nachhaltigkeitswende zu schaffen. Wohnungsbau, die Versorgung mit schnellem Internet und die energetische Sanierung bestehender Bauten könnten zukünftig zu kurz kommen, sollte sich der Fachkräftemangel nicht lösen lassen. Neben einer höheren gesellschaftlichen Akzeptanz sehen Experten auch eine bessere Aufklärung über die vielfältigen, mit attraktiven Aufstiegsmöglichkeiten verbundenen Tätigkeitsgebiete als dringend geboten an.

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Logistik

Die Logistik (PDF) setzt sich mit der Planung, Steuerung und Kontrolle von materiellen und immateriellen Warenströmen auseinander. Seit der durch die Corona-Krise existierenden Probleme in den internationalen Wertschöpfungsketten ist auch der breiten Bevölkerung die enorme Relevanz der Branche bewusst. Neben Berufen wie dem Fachlageristen oder der Fachkraft für Lagerlogistik werden auch Berufskraftwagenfahrer und viele Jobs, für die ein akademischer Abschluss benötigt wird (wie etwa Fachinformatiker), zum Bereich Logistik hinzugezählt.

Problematisch ist für viele Betriebe derzeit vornehmlich der Mangel an Lagerlogistikern und LKW-Fahrern. Problem: Durch die immer weiter fortschreitende Digitalisierung im Bereich der Kommissionierung von Waren werden niedrig qualifizierte Jobs wie der der Fachkraft für Lagerlogistik in den nächsten Jahren wegfallen. Die mangelnde Zukunftssicherheit schreckt viele potenzielle Azubis ab. Berufskraftwagenfahrer werden hingegen noch lange gebraucht werden. Doch die stressige Arbeit, die mit permanentem Zeitdruck verbunden ist, die mangelnde soziale Anerkennung sowie die gesundheitliche Belastung durch das lange Sitzen und damit einhergehende Rückenprobleme machen den Beruf für junge Leute unattraktiv. Sollte sich die bestehende Situation nicht grundlegend ändern, drohen lange Lieferzeiten beim Warentransport, die sich beispielsweise in leeren Supermarktregalen manifestieren, zur Gewohnheit zu werden.

Wie kann dem Fachkräftemangel entgegengewirkt werden?

Dem Fachkräftemangel kann prinzipiell auf drei Arten begegnet werden, nämlich:

  • durch das Hinauszögern des altersbedingten Ausscheidens der Arbeitnehmer, also weniger vakante Stellen,
  • durch die Steigerung der Attraktivität von Ausbildungsberufen, also einem größeren Angebot an potenziellen Arbeitskräften, sowie
  • durch Zuwanderung qualifizierter Arbeitskräfte.

Verlängerung des Renteneintrittsalters

Der Fachkräftemangel hat eine schon länger andauernde öffentliche Diskussion um die Verlängerung der Regelarbeitszeit ausgelöst. Indem Beschäftigte ihren Renteneintritt respektive den Eintritt in den Ruhestand verschieben, könnte der drohende Engpass an Fachkräften zumindest deutlich abgemildert werden, so die gängige Meinung von Befürwortern dieser Überlegung.

Auch der aktuelle Wirtschaftsminister Robert Habeck sieht in dem freiwilligen Weiterarbeiten über die Regelaltersgrenze hinaus eine Möglichkeit, den Problemen auf dem hiesigen Arbeitsmarkt Herr zu werden. Bereits heute existiert zudem die sogenannte Flexirente. Diese ermöglichen es einerseits denjenigen, die frühzeitig in Rente gehen, bis zu 46.060 Euro brutto hinzuzuverdienen, ohne, dass diese die Rentenhöhe senken würde; zum anderen können diejenigen, die über die Regelaltersgrenze hinaus arbeiten, einen Rentenzuschlag von 0,5 % pro Monat bzw. 6,0 % pro Jahr erzielen.

Steigerung der Attraktivität von Ausbildungsberufen

Neben der Verlängerung des Renteneintrittsalters ist auch die Gewinnung von mehr potenziellen Azubis eine naheliegende Option zur Begegnung des Fachkräftemangels. Folgende Schalthebel können Unternehmen betätigen, um sich selbst für Nachwuchskräfte attraktiver zu machen:

  • Fortbildungsangebote ermöglichen die fachspezifische Weiterbildung und Spezialisierung innerhalb eines Berufs. Während Firmen vom erweiterten Know-how profitieren, winken für die Beschäftigten Aufstiegsmöglichkeiten und dadurch mehr Prestige, Verantwortung sowie eine bessere Vergütung.
  • Flexible Arbeitszeitmodelle sind in bestimmten Betrieben eine effektive Möglichkeit, um die Mitarbeitermotivation zu verbessern. Homeoffice sowie Arbeitszeitkonten und Gleitzeitmodelle sorgen für eine bessere Vereinbarkeit von Job und Freizeit sowie familiären Verpflichtungen.
  • Gezieltes Marketing, beispielsweise in den sozialen Netzwerken Instagram oder TikTok, ermöglicht die zielgruppengerechte Ansprache junger Leute und die Option, diesen einen authentischen Einblick in den Arbeitsalltag von Berufen im Gesundheitswesen, im Handwerk oder in der Logistik zu bieten.

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